Die unendliche Geschichte (1984)
Vier Tage! Vier Tage hat es gedauert, bis die eine Szene endlich im Kasten war. Und die war schließlich so bedrückend, dass man als vor dem Fernseher sitzendes Kind fast selbst in den Sümpfen der Traurigkeit aus dem Film "Die unendliche Geschichte" zu versinken drohte. Genau so, wie kurz zuvor das Pferd "Artax", das damit seinen jungen Reiter Atréju allein zurückließ.
Das im Sumpf absaufende Pferd spielt in Sachen Traurigkeit in einer Liga mit "My Girl", "Der König der Löwen" oder "Hachiko". (Sollte dir einmal nach Weinen sein: Diese Filme sind perfekt dafür!) Sofern du "Die unendliche Geschichte" aus dem Jahr 1984 also tatsächlich noch nicht kennst, sei gewarnt: Bei der Sumpfszene bleibt kein Auge trocken!
Aufwendige Tricksereien
In den frühen 80er-Jahren wurde der Fantasyfilm nach einem Buch von Michael Ende in Kanada, Spanien und den Bavaria-Filmstudios in Bayern gedreht.
Damals stand man bei der Tricktechnik noch vor ganz anderen Herausforderungen als heute: Alle fantasievoll erdachten und im Film gezeigten Wesen – darunter der Drache Fuchur, die Schildkröte Morla oder der Steinbeißer – wurden als echte Modelle gebaut. Reichlich Technik im Inneren sowie zahllose Puppenspielerinnen und -spieler hauchten den Figuren schließlich Leben ein.
Auf den Führungen durch die Bavaria-Filmstudios erfährt man, dass "Die unendliche Geschichte" der erfolgreichste deutsche Fantasyfilm ist, der je produziert wurde. Zudem soll er der letzte Fantasyfilm weltweit sein, der komplett ohne Computertechnik gedreht wurde. Einige der Filmfiguren kann man noch heute in dem bayerischen Filmstudio besichtigen. Mit dabei ist auch ein zwölf Meter langer Fuchur, auf dem man für einen kurzen Ausritt ... oder Ausflug Platz nehmen kann.
Ende war unzufrieden – nicht nur mit dem Ende
Ähnlich wie bei "Forrest Gump" war auch bei "Die unendliche Geschichte" der Autor der Romanvorlage mit dem Film alles andere als zufrieden. Verwunderlich ist das nicht, schließlich erzählt der Streifen nur die ersten etwa 100 Seiten des 400 Seiten starken Buches. Die eigentliche Idee, weshalb die Geschichte überhaupt ihren Titel trägt, wird im Drehbuch von Wolfgang Petersen (er führte auch Regie) und Herman Weigel nicht klar.
Noch dazu ist das Ende so einfach gefasst, dass es nicht wundert, wenn Michael Ende den Film als "ein gigantisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik" bezeichnet. Auch die im Buch deutlich werdende Idee, dass jedes Lesen die Geschichte neu erschafft, fehlt im Film. Letztlich war Michael Ende so unzufrieden mit der Umsetzung, dass er seinen Namen nicht im Vorspann sehen wollte und ihn streichen ließ.
Kein Streitpunkt war indes die Filmmusik. In der deutschen Version stammt sie von Klaus Doldinger. Er hatte zuvor u. a. bereits den Soundtrack zu "Das Boot" komponiert. Für die US-Version von "Die unendliche Geschichte" lieferte Giorgio Moroder die Musik. Er schrieb auch den Titelsong "The NeverEnding Story". Der wurde mit dem Sänger Limahl zu einem weltweiten Hit und täuschte gekonnt darüber hinweg, wie sehr einem in der Sumpfszene zum Heulen war ... ist ... und immer sein wird!